Was sind Antihistaminika? Tabletten, Nasensprays, Augentropfen und Cremes.


Was sind Antihistaminika?

Was sind Antihistaminika? Tabletten, Nasensprays, Augentropfen und Cremes.


Was sind Antihistaminika?

Leidest du unter Heuschnupfen oder einer anderen Allergie? Wenn ja, dann hast du vielleicht schon von Antihistaminika gehört – oder nimmst möglicherweise sogar schon welche. Diese Medikamente helfen Allergikerinnen und Allergikern schon seit mehr als 75 Jahren. Antihistaminika lindern alle möglichen Symptome, vom Schniefen und Niesen, bis hin zu tränenden Augen und juckenden Ausschlägen. Lies weiter und finde heraus wie und warum.

 

Wie wirken Antihistaminika?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns zunächst einmal den Botenstoff Histamin anschauen. Das ist die chemische Substanz, die von den Zellen in Haut, Lunge, Darmtrakt und im Blut freigesetzt wird, wenn sich dein Körper einem Angriff ausgesetzt fühlt. Das Histamin löst Reaktionen im Körper aus mit dem Ziel potenzielle Eindringlinge unschädlich zu machen.

Aber bei einer Allergie handelt es sich bei diesen „Eindringlingen“ in Wirklichkeit um vollkommen harmlose Substanzen. Dein übereifriges Immunsystem identifiziert Baumpollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Latex – oder was auch immer der Auslöser ist – irrtümlicherweise als Bedrohung und setzt einen Schwall von Histamin frei. Dies verursacht Entzündungen und Allergiesymptome wie Ausschläge, Niesen, eine laufende Nase und tränende oder juckende Augen, Husten oder sogar Luftnot. All diese Reaktionen verfolgen eigentlich den Zweck, jegliche Eindringlinge so schnell wie möglich aus dem Körper zu vertreiben.

Der Name Antihistaminika ist gleichzeitig auch die „Jobbeschreibung“ des Medikaments: es hemmt die Freisetzung von Histamin aus den entsprechenden Immunzellen und blockiert die Wirkung des Histamins am Zielort.

 

Antihistaminika: Prävention oder Heilmittel?

Antihistaminika gehören zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten gegen allergische Beschwerden wie:

  • Niesen, laufende oder verstopfte Nase (allergische Rhinitis)
  • juckende, tränende Augen (allergische Konjunktivitis)
  • Nesselsucht (Urtikaria)
  • allergische Reaktionen auf Lebensmittel

Sie heilen Allergien zwar nicht, aber für viele Menschen wird das Leben mit der Allergie dank Antihistaminika immerhin kurzfristig etwas erträglicher.

Antihistaminika können als Präventivmaßnahme wirken, wenn sie vor dem erwarteten Kontakt mit den jeweiligen Allergenen eingenommen werden. Bist du z. B. gegen Pollen allergisch, kannst du mit Hilfe der Pollenflugvorhersage sehen, an welchen Tagen es ratsam ist, schon vor Verlassen deiner Wohnung Antihistaminika einzunehmen. So wirkt dein Medikament bereits, wenn es zum Pollenkontakt kommt und kann dir helfen, den Tag besser zu überstehen. Was viele Menschen nämlich nicht wissen, ist, dass die meisten Antihistaminika erst nach 1-2 Stunden ihre Wirkung entfalten.

Natürlich geht es im Leben nicht immer alles nach Plan zu. Zum Glück kannst du Antihistaminika auch dann verwenden, wenn die Reaktion bereits stattgefunden hat.

Schon gewusst...?

  • Im Jahr 1819 wurden die Symptome von Heuschnupfen erstmals in einer medizinischen Studie beschrieben, jedoch wurde der Begriff bis zu den 1860er Jahren von den meisten Ärzten nicht verwendet.
  • Im viktorianischen Zeitalter wurde Menschen, die unter Heuschnupfen litten, empfohlen, Tabak zu rauchen, Ammoniumchlorid zu inhalieren oder sogar Opium zu verwenden.
  • Die erste Substanz mit antihistaminerges Wirkung wurde im Jahr 1937 vom Wissenschaftler Daniel Bovet entdeckt; er erhielt 1957 den medizinischen Nobelpreis.
  • Das erste Antihistaminikum für den menschlichen Konsum kam 1942 auf den Markt.
  • 1947 entdeckte ein Allergiker per Zufall eine angenehme Nebenwirkung – das Antihistaminikum half ihm auch gegen seine Reiseübelkeit. 

 

Worauf sollte ich achten?

Du kennst Antihistaminika möglicherweise nur als „Heuschnupfentabletten“. Aber wusstest du schon, dass es sie auch als Saft und in Tropfenform gibt? Die flüssige Variante erleichtert insbesondere Kindern und schwer Kranken die Einnahme. Darüber hinaus können sie in Nasensprays, Augentropfen, Cremes und Gels enthalten sein. Dasselbe Antihistaminikum ist möglicherweise in vielen verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Du hast vielleicht schon einmal von nicht-ermüdenden Antihistaminika der neuen Generation gehört. Worum handelt es sich dabei? Keine Sorge, wir werden dich über die verschiedenen Typen aufklären.

Seit der Entdeckung von Antihistaminika in den 1930er Jahren haben Wissenschaftler fortlaufend an der Weiterentwicklung dieses Wirkstoffes gearbeitet. Heutzutage werden sie vor allem in zwei Gruppen unterteilt: Antihistaminika der ersten Generation und der zweiten Generation. Welche davon die richtigen für dich sind, kann davon abhängen, zu welcher Tageszeit deine Symptome am stärksten auftreten und wann du die größte Linderung benötigst.

Stärkere Antihistaminika sind zwar verschreibungspflichtig, aber viele sind auch rezeptfrei erhältlich – bitte am besten deine Ärztin oder deinen Arzt um Rat.

 

Antihistaminika der 1. Generation

Ältere Antihistaminika der 1. Generation können zu Schläfrigkeit führen. Sie tragen für gewöhnlich die Warnung auf dem Etikett, dass man nach der Einnahme nicht mit dem Auto fahren oder schwere Maschinen bedienen sollte. Insbesondere für ältere Menschen können sie das Sturzrisiko erhöhen und sind deshalb weniger ratsam. Diese Art von Antihistaminika kann also dann besser für dich geeignet sein, wenn dich dein Heuschnupfen vom Schlafen abhält.

Als Injektionen im allergischen Notfall stehen nur Antihistaminika der 1. Generation zur Verfügung.

Zu den Antihistaminika der ersten Generation gehören z. B.:

  • Dimetinden
  • Clemastin
  • Hydroxyzin

 

Antihistaminika der 2. Generation

Antihistaminika der neueren Generation führen deutlich seltener zu Schläfrigkeit. Sie werden häufig als „nicht-ermüdend“ bezeichnet und zur Linderung von Allergiesymptomen während des Tages verwendet.

Zu den Antihistaminika der 2. Generation gehören z. B.:

  • Cetirizin
  • Loratadin
  • Desloratadin
  • Azelastin

Es gibt nicht das perfekte Antihistaminikum. Sie alle erfüllen denselben Zweck, aber nicht alle sind für jedes Symptom und für jede Person gleich gut geeignet. Ein bestimmtes Antihistaminikum oder eine bestimmte Art der Einnahme funktioniert vielleicht besser für dich als ein anderes bzw. eine andere. Nicht jedes Antihistaminikum ist für jede Anwenderin bzw. jeden Anwender geeignet. Allerdings werden die Antihistaminika der zweiten 2. Generation in der Regel bevorzugt, da sie weniger zu Schläfrigkeit führen.

 

Kombinationstherapie

Nicht nur Antihistaminika selbst haben sich seit ihrer Entdeckung deutlich weiterentwickelt, sondern auch die Art ihrer Einnahme. Viele Menschen nehmen diese Medikamente zusammen mit anderen ein. Und die wissenschaftliche Forschung belegt, dass diese Art der Kombinationstherapie, wie sie genannt wird, für manche Menschen den Schlüssel zur Behandlung ihrer Heuschnupfensymptome darstellt.

Es ist zum Beispiel möglich, sowohl ein kortisonhaltiges als auch ein antihistaminerges Nasenspray zu verwenden. Einige neuere Kortison-Nasensprays können sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern verwendet werden. Erfahre hier mehr über Kortison.

Dekongestiva, umgangssprachlich „Schnupfennasenspray“ genannt, werden ebenfalls zusammen mit Antihistaminika verwendet, jedoch sollten sie nur über kurze Zeiträume hinweg eingenommen werden, da sie ein hohes Abhängigkeitspotenzial birgen. Durch das Zusammenziehen der Blutgefäße in der Nase befreien sie deine Nase, wohingegen Antihistaminika Juckreiz und Niesen bekämpfen.

Manche Kombinationsprodukte enthalten sowohl Dekongestiva als auch ein Antihistaminikum.

 

Können Kinder Antihistaminika nehmen?

Es gibt Antihistaminika für Kinder ab einem Alter von einem Jahr. Einige davon sind rezeptfrei erhältlich. Wenn du nach den richtigen Antihistaminika für ein Kind suchst, ist es jedoch immer am besten, zunächst deine Ärztin oder deinen Arzt um Rat zu fragen. Und behalte das Kind nach der Einnahme des Medikaments stets im Auge, um sicher zu sein, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten.

 

Welche Nebenwirkungen haben Antihistaminika?

Wie alle Medikamente können auch Antihistaminika Nebenwirkungen verursachen. Die Nebenwirkungen unterscheiden sich je nach Generation der Antihistaminika.

Zu den Nebenwirkungen der älteren Antihistaminika der ersten 1. Generation gehören:

  • Schläfrigkeit, verringerte Koordinationsfähigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und Urteilsvermögen. Dadurch bedingt ein erhöhtes Risiko beim Autofahren oder Bedienen von Schwermaschinen.
  • Trockenheit der Mundschleimhaut 
  • verschwommene Sicht
  • Probleme beim Urinieren

Zu den Nebenwirkungen der Antihistaminika der zweiten 2. Generation gehören:

  • Kopfschmerzen
  • Trockenheit der Mundschleimhaut
  • Übelkeit
  • Schläfrigkeit – allerdings viel seltener

 

Sei vorsichtig und verantwortungsbewusst bei der Kombination von Antihistaminika mit anderen Medikamenten

Sprich vor der Einnahme stets mit deiner Ärztin oder deinem Arzt darüber, welche anderen Medikamente du bereits einnimmst. Antihistaminika können mit der Wirkung anderer Medikamente interagieren.

Als allgemeine Regel gilt, dass du auf den Genuss von Alkohol eher verzichten solltest, besonders in Kombination mit der älteren Art von Antihistaminika.

 

Kurzfristige Symptomlinderung vs. langfristige Besserung

Die symptomatische Therapie mit Antihistaminika und kortisonhaltigem Nasenspray ist eine häufig gewählte Behandlungsoption. Wenn du unter den Symptomen deiner Allergie leidest, solltest du über eine kausale Therapie nachdenken: die Allergie-Immuntherapie oder auch Hyposensibilisierung genannt. Diese Behandlung setzt an der Wurzel deiner Allergie an, der Ursache. Eine Allergie-Immuntherapie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du weniger Medikamente benötigst, sich deine Beschwerden verringern oder sie im besten Fall sogar verschwinden.

 

Zusammenfassung

Du fragst dich jetzt vielleicht „Welches ist das beste Medikament für meinen Heuschnupfen?“ Die wirksamste Behandlung deiner Allergie ist manchmal eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen und vor allem ein individueller Weg. Jedoch muss man nicht langfristig unter den Beschwerden leiden oder diese akzeptieren.

Du kannst dir selbst helfen, indem du den Kontakt mit Pollen so gut es geht vermeidest. Und achte stets auf die aktuelle Pollenbelastung in der Luft, damit du planen kannst, wann du Zeit im Freien verbringst. Dabei hilft dir auch unsere klarify-App. Mit ihr kannst du außerdem nachverfolgen, wann du deine Allergie-Medikamente genommen hast, deine Symptome in einem Tagebuch festhalten und vieles mehr. Auch wenn die Beschwerden derzeit noch vermeintlich gering sind, ist es ratsam sich über eine Hyposensibilisierung Gedanken zu machen. Eine Facharztpraxis für eine Beratung findest du hier.

Redaktionsrichtlinien

Allergiecheck macht Allergiewissen verständlich für jeden und hält sich dafür an ein aufwendiges Redaktionsverfahren. Wir legen zum Beispiel Wert auf aktuelle und verlässliche Informationsquellen. Expertinnen und Experten der medizinischen Abteilung überprüfen unsere Inhalte, bevor wir sie an dich weitergeben. Das Experten- sowie auch das Redaktionsteam bemühen sich, jederzeit genau, gründlich, klar und objektiv zu sein. Unsere Redaktionsrichtlinien erklären im Detail, wie wir dies tun.

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